Aktuelle Zahlen und Fakten zu Angst, Stress, Burn-out und Depression

In Deutschland sind es vor allem die Krankenkassen, die die Entwicklungen bestimmter Erkrankungen ihrer Versicherten über die Jahre hinweg beobachten. Im Bereich psychischer Belastungen und Erkrankungen zeigt sich tatsächlich ein dramatisches Bild, das die Annahme stützt, dass Burn-out-Phänomene um sich greifen.

DAK-Gesundheitsreport 2020

Schon der DAK-Gesundheitsreport 2013 hatte sich dem inhaltlichen Schwerpunkt „psychische Erkrankungen“ gewidmet, damals schon hieß es dazu:
„Die Zunahme der Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit etwa 15 Jahren die bei weitem auffälligste Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen. Die DAK-Gesundheitsreporte 2002 und 2005 trugen wesentlich dazu bei, diese Entwicklung der Öffentlichkeit und Fachwelt zur Kenntnis zu bringen. Im DAK-Gesundheitsreport 2013 konnte schon ein Zeitraum von 16 Jahren (1997-2012) überblickt werden. In dieser Zeit haben sich die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen enorm gesteigert. (…)
Von 1997 bis 2012 nahmen die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 165 Prozent (…) zu. Die Zahl von Arbeitsunfähigkeiten, also die AU-Fälle, nahm in etwa der gleichen Größenordnung zu, nämlich um 142 Prozent (…). Die Betroffenenquote, also der Anteil der Beschäftigten, die wegen einer psychischen Diagnose krankgeschrieben waren, wächst im betrachteten Zeitraum um 131 Prozent (…).
2020 nun lagen Psychische Erkrankungen mit einem Anteil von rund 17,1 Prozent hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Krankenstand an zweiter Stelle. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier einen Zuwachs bei der Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (von 236,0 auf 260,3 Tage pro 100 Versichertenjahre). Die Fallhäufigkeit stieg im
Vergleich zum Vorjahr auf 7,4 Fälle an (7,0 Fälle pro 100 Versichertenjahre in 2018).

Angesichts dieses zunächst rein quantitativen Anstiegs fragte der DAK-Gesundheitsreport schon 2013 in seinem Schwerpunktthema: „Update psychische Erkrankungen“. Sind wir heute anders krank?

„Die Entwicklung der Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit Jahren Anlass für eine Reihe von öffentlichen Debatten, wobei v.a. die folgenden Fragen diskutiert werden:

  1. Spiegelt der Anstieg der Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden eine tatsächliche Zunahme der Prävalenz dieser Erkrankungen wider?
  2. Führt eine verbesserte diagnostische Kompetenz der Hausärzte sowie eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen dazu, dass Ärzte und Patienten eine solche Diagnose eher stellen bzw. zulassen?
  3. Welche Rolle spielt die Arbeitswelt hierbei? Haben Belastungen durch Arbeitsverdichtung, Flexibilisierung und Prekarisierung so zugenommen, dass diese (Mit-)Verursacher für das Phänomen der zunehmenden Fehltage wegen psychischer Erkrankungen sind?

Gerade zur letzten Frage hat sich in den letzten Jahren ein neuer Akzent zur Rolle der Arbeitswelt ausgebildet: die enorme Aufmerksamkeit die dem Burnout-Syndrom zukommt. Mittlerweile ist das Burnout-Syndrom geradezu zur Metapher für psychische Leiden geworden, deren Hauptursachen in der Arbeitswelt vermutet werden.“

Der Report, der zum Ziel hat „mit neuen Erkenntnissen die Debatte um psychische Erkrankungen zu versachlichen“ untersucht mit diesen Fragestellung die „Entwicklung des Arbeitsunfähigkeitsgeschehens aufgrund psychischer Erkrankungen“ sowie die „Verbreitung psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung“, wobei Ergebnisse von Gruppendiskussionen mit Hausärzten, Psychotherapeuten und Psychiatern sowie einer repräsentative Befragung von 3.000 Beschäftigten miteinbezogen werden.

Den DAK-Gesundheitsreport 2020 können Sie hier einsehen: DAK-Gesundheitsreport 2020 

Stressreport Deutschland 2019

Weitere sachliche Informationen zum Thema Arbeitsbedingungen und psychosomatische Störungen finden Sie auch im ‚Stressreport Deutschland 2019‘, der von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin herausgegeben wird.

Dort heißt es: „Die Wirkungszusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen einerseits und psychischen Störungen andererseits sind in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik gerückt. Die aktuelle Diskussion gründet vor allem auf der Annahme, dass immer mehr Erwerbstätige durch steigende Anforderungen und zunehmende Belastung der Arbeit an Stress und psychischen Beschwerden leiden und infolgedessen erkranken.

Der Stressreport Deutschland geht nun der Frage nach, in welchem Umfang Beschäftigte in Deutschland derzeit psychischen Anforderungen und psychischer Belastung in der Arbeit ausgesetzt sind. Er informiert zudem über den Stand von Arbeitsbedingungen, die sich in Form von Ressourcen als positiv wirkende Aspekte erwiesen haben. Darüber hinaus geht es um die Veränderung des Stresserlebens sowie um die Frage, in welchem Maße man sich den Anforderungen gewachsen fühlt und um auftretende Stress- und Beanspruchungsfolgen. (…)

Die Ergebnisse des Stressreports Deutschland basieren auf der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, einer Datenerhebung, die seit 1979 regelmäßig und seit 1998/99 mit Beteiligung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin durchgeführt wird.
Betrachtet man die Jahre 2006, 2012 und 2018 zeigen sich sowohl langfristige Trends als auch verschiedene Veränderungen hinsichtlich unterschiedlicher Beschäftigtengruppen und ihren Arbeitsbedingungen.Entsprechend des demografischen Wandels hat sich der Anteil der Beschäftigten in der Altersgruppe der 55 bis 64-Jährigen zwischen 2006 und 2018 deutlich erhöht (11 Prozent im Jahr 2006; 21 Prozent im Jahr 2018). In diesem Zeitraum ebenfalls gewachsen ist der Anteil von Frauen unter den Erwerbstätigen, der mit 47 Prozent (2018) nun ein Niveau erreicht, dass nahe bei dem der Männer liegt, wobei allerdings immer noch der Anteil Teilzeitbeschäftigter bei den Frauen (45 Prozent) deutlich den der Männer (9 Prozent) überschreitet. Die Veränderungen in den Berufsgruppen setzen sich weiter fort: so arbeitet im Jahr 2018 mit 21 Prozent gut jede/r Fünfte in den Gesundheits- sowie Sozial- und Erziehungsberufen, im Vergleich zu nur 16 Prozent
im Jahr 2006 (Lohmann-Haislah, in diesem Band).
Von zentraler Bedeutung für die aufgabenbezogenen Arbeitsbedingungen ist die Arbeitsintensität. Diese entwickelt sich im Betrachtungszeitraum heterogen. So ist die Anforderung häufig „sehr schnell arbeiten zu müssen“ im Vergleich zu 2006 leicht rückläufig. Unverändert auf hohem Niveau sind seit 2006 jedoch weitere Aspekte der Arbeitsintensität: so berichten jeweils durchgehend etwa die Hälfte der Beschäftigten von häufig auftretendem Termin- oder Leistungsdruck oder der Anforderung, verschiedene Aufgaben gleichzeitig zu betreuen (Lohmann-Haislah, in diesem Band). Dabei fällt auf,dass von den häufig von hoher Arbeitsintensität Betroffenen der Anteil derer, der dies auch als belastend wahrnimmt, zwischen 2006 und 2018 zugenommen hat. Weiterhin stieg der Anteil der Beschäftigten, die von emotionaler oder körperlicher Erschöpfung, allgemeiner Müdigkeit, Mattigkeit, Erschöpfung oder nächtlichen Schlafstörungen berichten, im Vergleich der Jahre 2012 und 2018.
Dieser Anstieg in der Belastung der Beschäftigten bei hoher Arbeitsintensität ist vermutlich unter anderem darauf zurückzuführen, dass die aufgabenbezogenen Handlungsspielräume, die es erlauben, die Arbeitsanforderungen besser zu bewältigen, indem die Arbeit beispielsweise selber eingeteilt oder geplant werden kann, seit 2006 leicht rückläufig sind. Hier zeigen sich möglicherweise tätigkeitsübergreifend bereits erste Effekte digitaler Steuerungssysteme.“

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

AOK und TK

Auch die AOK und die TK sind sich der Bedeutung dieser Krankheiten bewusst und haben eigene Informations- und Präventionsangebote, auch in Zusammenarbeit mit Unternehmen entwickelt.

Weitere Informationen der AOK finden Sie hier:

Die TK hat eine eigene Broschüre zum Thema Stress herausgegeben: „Life Balance: Stress bewältigen.“ [/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]